Usability

Accessibility Design | User Experience Design

Was ist eigentlich Usability?

Usability – im Deutschen (Be-)Nutzerfreundlichkeit genannt – ist ein zentraler Begriff aus dem User Experience Design. In diesem Artikel geht es um die Frage, was unter dem Begriff genau zu verstehen ist und welche Aspekte für nutzerfreundliche, digitale Produkten eine Rolle spielen.

Wie lässt sich Usability im Kern beschreiben? Dazu zunächst eine Begriffserklärung, die man in Wikipedia dazu findet:

Benutzerfreundlichkeit bezeichnet die vom Nutzer erlebte Nutzungsqualität bei der Interaktion mit einem Produkt, einem System oder einer Dienstleistung.

Quelle: Wikipedia

Nutzerfreundlichkeit beschreibt also, wie gute ein (digitales) Produkt durch Nutzer:innen benutzt werden kann.

Zugegebenermaßen ist dies eine sehr stark reduzierte Beschreibung, was unter dem Begriff Nutzerfreundlichkeit zu verstehen ist. Im folgenden geht es daher um unterschiedliche Aspekte, um das Thema Nutzerfreundlichkeit besser zu verstehen.

Verwandte Begriffe

Rundum das Thema Usability kursieren immer wieder Begriffe, die teils das gleiche meinen, aber im Detail doch unterschiedlich sind. Zwei davon sind die Begriffe User Experience und Accessibility.

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Usability vs. User Experience

User Experience (UX) berücksichtigt die Zufriedenheit der Nutzer:innen vor, während und nach der Nutzung eines digitalen Produkts. Usability hingegen bezieht sich nur auf die Zufriedenheit während der Nutzung.

Die User Experience wird zudem nicht nur durch die Nutzung selbst beeinflusst, sondern auch durch Faktoren wie Markenimage, Preis und die Meinung anderer. Im Kern geht es bei UX darum, die gesamte Wahrnehmung und das Gefühl der Nutzer:innen in Bezug auf ein Produkt zu verstehen und zu gestalten. Usability ziel ausschließlich auf die konkrete Nutzungsaspekte des Produkts ab.

Usability vs. Accessibility

Usability und Accessibility (im Deutschen Barrierefreiheit) haben einige Gemeinsamkeiten, es gibt aber auch Unterschiede.

Usability betrifft die Nutzerfreundlichkeit für alle Nutzer:innen, während Accessibility darauf abzielt, digitale Produkte für Menschen mit Einschränkungen zugänglich zu machen. Ein barrierefreies Design kann die Usability verbessern, da viele Prinzipien beiden Gruppen zugutekommen. Fehlende Accessibility kann jedoch den Zugang erheblich einschränken.

Ein Unterschied liegt in der Regulierung. Usability wird durch die DIN EN ISO 9241-11 definiert, aber es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, diese einzuhalten. Accessibility hingegen ist in Europa durch den European Accessibility Act (EAA) gesetzlich geregelt, der Unternehmen und Organisationen verpflichtet, Barrierefreiheit zu gewährleisten. Dies betrifft z. B. Computer, Bankdienstleistungen und öffentliche Einrichtungen.

Die Nutzungsqualität

Ein wesentlicher Aspekt für eine gute Usability ist die Nutzungsqualität. Mit ihr lässt sich beschrieben, wie ein Produkts für die Nutzer:innen benutzt werden kann. Dazu lassen sich drei Grundkriterien der Usability verwenden:

Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung.

Diese drei Usability-Kriterien haben allesamt einen direkten Einfluss auf die Qualität der Nutzbarkeit eines digitalen Produkts – also auf die Nutzungsqualität. 

1. Effektiviät

Effektivität beschreibt, wie gut ein System, ein Produkt oder eine Dienstleistung Nutzer:innen dabei unterstützt, ihre beabsichtigten Ziele zu erreichen. Sie wird durch die Genauigkeit gemessen, also das Ausmaß, in dem das tatsächliche Ergebnis dem gewünschten Ergebnis entspricht, sowie durch die Vollständigkeit der Resultate. Letztere zeigt, ob alle angestrebten Ergebnisse durch die Nutzung des Systems erreicht werden können. Beispielsweise, ob Nutzer:innen die Suche betätigen können, um ein Produkt in einem Online-Shop zu finden.

Ein hilfreiches Maß zur Bestimmung der Vollständigkeit ist die Erfolgsquote: das Verhältnis zwischen der Anzahl der Nutzer:innen, die ein bestimmtes Ziel erfolgreich erreichen, und der Gesamtanzahl derer, die versuchen, das Ziel zu erreichen. Insgesamt spiegelt die Effektivität wider, wie gut ein System die Erledigung von Aufgaben ermöglicht und damit die Nutzerfreundlichkeit steigert.

2. Effizienz

Effizienz bezieht sich auf die Fähigkeit eines Systems, eine Aufgabe mit minimalem Einsatz an Ressourcen zu ermöglichen. Zu diesen Ressourcen zählen der Faktor Zeit, die menschliche Anstrengung sowie finanzielle und/oder materielle Mittel.

Ein System gilt als effizient, wenn Nutzer:innen ihre Ziele mit möglichst geringem Aufwand erreichen können. Beispielsweise, wenn Nutzer eine Bestellung über einen Schnellkauf-Button aufgeben können, ohne über den Warenkorb gehen zu müssen.

Effizienz ist somit ein entscheidendes Attribut der Usability, da es direkt beeinflusst, wie schnell und einfach eine Aufgabe erledigt werden kann. Ein effizientes Nutzungskonzept und/oder Design trägt dazu bei, die Nutzerfreundlichkeit zu erhöhen, indem es den Nutzungsprozess optimiert und unnötige Hürden abbaut/vermeidet.

3. Zufriedenstellung

Die Zufriedenstellung beschreibt, wie angenehm und positiv die Nutzung eines Systems für Nutzer:innen ist. Sie wird sowohl durch Effektivität als auch durch Effizienz beeinflusst: Wenn ein System nicht effektiv oder effizient ist, kann dies die Zufriedenheit verringern.

Gleichzeitig kann eine hohe Zufriedenstellung die Effektivität und Effizienz verbessern, da zufriedene Nutzer:innen eher motiviert sind, Aufgaben erfolgreich zu Ende zu führen. Kaufanreize, wie Rabatte oder Extras, können beispielsweise die Zufriedenheit der Nutzer:innen positiv beeinflussen.

Ein probates Mittel, um die Zufriedenheit zu messen, sind Nutzerbefragungen. Häufig erleben wir diese Befragungen beispielsweise nach der Einführung neuer Funktionen in einer App.

Grundkriterien in der Praxis

Ob und wie die Grundkriterien bei der Nutzung erfüllt werden können, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn etwa die Ziele von Nutzer:innen variieren oder unbekannt sind, kann sich dies auf die Nutzbarkeit eines Produkts auswirken, da es mitunter nicht präzise auf die Nutzer:innen zugeschnitten werden kann.

Auch der Nutzungskontext, also der Rahmen, in dem ein Produkt verwendet wird, hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Usability. Wird beispielsweise eine Smartphone-App vornehmlich draußen (im Sonnenschein) genutzt und ist der Farbkontrast im Interface zu gering, kann dies die effektive Nutzbarkeit der App beeinträchtigen.

Darüber hinaus können auch technische Mängel die Usability beeinträchtigen, indem sie Nutzer daran hindern, ihre Aufgaben effektiv oder effizient zu lösen. In einem solchen Fall spricht man von einem Usability-Problem.

Die drei Usability-Kriterien – Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung – sind also essenziell, um die Nutzerfreundlichkeit eines digitalen Produkts umfassend zu bewerten. Sie helfen dabei, die Qualität eines Systems aus verschiedenen Blickwinkeln zu beurteilen: Kann ein Ziel erfolgreich erreicht werden (Effektivität)? Wie einfach und ressourcen-sparend ist dies möglich (Effizienz)? Und wie positiv empfinden Nutzer:innen den gesamten Prozess (Zufriedenstellung)?

Durch die Berücksichtigung und Optimierung dieser Kriterien lässt sich ein Nutzungserlebnis schaffen, das nicht nur die Bedürfnisse der Nutzer:innen erfüllt, sondern auch ihre Erwartungen übertrifft, was letztlich die gesamte User Experience verbessert.

Zehn Heuristiken für eine bessere Nutzerfreundlichkeit

Ein weitere wichtiger Aspekt in der nutzerfreundlichen Gestaltung von (digitalen) Produkten sind die zehn Usability-Heuristiken von Jakob Nielsen. Er entwickelte die Prinzipien für die Gestaltung von Interaktionsdesign bereits in den 1990er Jahren, um Systeme nutzerfreundlicher entwerfen zu können.

Diese Richtlinien helfen UX-Designer:innen auch heute noch, Usability von Anfang an zu berücksichtigen und damit typische Usability-Probleme zu vermeiden.

b3lineicon|b3icon-bar-chart||Bar Chart

1. Sichtbarkeit des Systemstatus

Das System informiert die Nutzer:innen klar und deutlich über den aktuellen Status, z. B. durch einen Prozessbalken (Ladebalken), der den Speicherprozess eines Dokuments wiedergibt.

b3lineicon|b3icon-desk-globe||Desk Globe

2. Übereinstimmung mit der realen Welt

Das Design spricht die Sprache der Nutzer:innen und verwendet bekannte Ausdrücke und Konzepte. So legen Nutzer:innen ihre Waren in einem Onlineshop beispielsweise in den Einkaufswagen oder Warenkorb. Beides Metaphern aus der „realen Welt”.

b3lineicon|b3icon-cursor-click||Cursor Click

3. Nutzerkontrolle und Freiheit

Nutzer:innen sollten stets die Möglichkeit haben, selbst über ihre Aktionen entscheiden zu können. Ist ihnen beispielsweise in einem Bestellprozess ein Fehler unterlaufen, sollten sie immer die Möglichkeit haben, den Prozess abzubrechen oder einzelne Schritte zurückzugehen.

b3lineicon|b3icon-computer-cart||Computer Cart

4. Konsistenz und Standards

Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Daher ist es für Nutzer:innen hilfreich, bekannte Symbole, Muster und Formulierungen zu verwenden. So ist etwa das Einkaufswagen-Symbol ein Beispiel für einen Standard, der interkulturell von Nutzer:innen verstanden wird. Aber auch Konsistenz innerhalb einer Plattform unterstützt die Orientierung der Besucher:innen.

b3lineicon|b3icon-traffic-cone||Traffic Cone

5. Fehlervermeidung

Bei der Entwicklung eines digitalen Produkts sollte es die höchste Priorität sein, ein System zu schaffen, in dem Nutzer:innen keine Fehler passieren können. Dazu hilft es häufig, komplexe und fehleranfällige Schritte von Beginn an zu vermeiden. Kurze Hilfetexte in einer Nutzeroberfläche (UI) unterstützen die erfolgreiche Nutzung.

b3lineicon|b3icon-browser-columns||Browser Columns

6. Wiedererkennen statt Erinnern

Elemente sollten so gestaltet sein, dass Nutzer:innen ihre Funktion oder ihren Sinn leicht verstehen können. Auch die Verwendung von wiedererkennbaren Gestaltungsmustern (Patterns), wie etwa Artikel-Kacheln in einem Blog, helfen Nutzer:innen sich innerhalb eines digitalen Produkts zu orientieren. Ein weiteres Beispiel ist zum Beispiel das Auswahlmenü von Schriftarten in einem Text-Programm. Dort hilft es Nutzer:innen, wenn nicht nur der Name der Schriften angezeigt wird, sondern auch, wie die jeweilige Schriftart aussieht.

b3lineicon|b3icon-pocket-knife||Pocket Knife

7. Flexibilität und Effizienz der Nutzung

Es gibt selten nur den einen Nutzer oder auch nur den einen Weg. Flexibilität ist daher das A und O für eine gute Usability.

Oftmals kann es hilfreich sein, wenn Nutzer:innen mehrere Möglichkeiten haben, ihr Ziel auf einer Webseite zu erreichen. Im Umfeld von Anwendungen können außerdem zusätzlich zur normalen Funktionalität Shortcuts (Kurzbefehle) Nutzer:innen helfen, eine Anwendung noch effizienter zu bedienen.

b3lineicon|b3icon-pencil-case||Pencil Case

8. Ästhetisches und minimalistisches Design

Ein übersichtliches Design, das auf das Wesentliche reduziert ist, erleichtert die Bedienung digitaler Produkte. Die Google-Seite ist dafür ein gutes Beispiel. Ein fast leere Seite mit einem einfachen Eingabefeld bringt Nutzer:innen sehr effizient an Ihr Ziel – nämlich eine Suche zu starten.

b3lineicon|b3icon-phone-chat||Phone Chat

9. Unterstützung bei Fehlern

Fehler sind manchmal leider unvermeidbar. Umso wichtiger ist es aber, Nutzer:innen bei der Problemlösung möglichst gut zu unterstützen.

Fehlermeldungen sollten immer so verfasst und erkennbar sein, dass sie von den Nutzer:innen verstanden werden. So sollten technische (kryptische) Fehlercodes beispielsweise bei den meisten Nutzergruppen vermieden werden, außer wenn sie bei der Problemlösung – beispielsweise im Rahmen einer Support-Anfrage – helfen können.

Zusätzlich helfen international anerkannte Symbole und Farben (bspw. rot für Fehler), um den Kontext non-verbal zu verdeutlichen. 

b3lineicon|b3icon-book-open||Book Open

10. Hilfe und Dokumentation

Im Idealfall kann ein (digitales) Produkt ohne zusätzliche Erklärung benutzt werden. Eine gut zugängliche und verständliche Dokumentation kann Nutzer:innen aber bei Bedarf unterstützen.

Die zehn Usability-Heuristiken von Jakob Nielsen bieten eine klare und praxisnahe Anleitung zur nutzerfreundlichen Gestaltung digitaler Produkte. Sie helfen UX-Designer:innen dabei, von Beginn an typische Usability-Probleme zu vermeiden und ein positives Nutzungserlebnis zu schaffen.

Ob wohl bereits in den 1990er Jahren formuliert, sind die zehn Usability Heuristiken von Nielsen weiterhin relevant. Sie berücksichtigen grundlegende menschliche Verhaltensweisen und Erwartungen, die sich auch in der digitalen Welt nicht wesentlich verändert haben. Sie bieten einen flexiblen Rahmen, der sowohl für einfache Anwendungen als auch für komplexe digitale Systeme angepasst werden kann. Insgesamt tragen die Heuristiken dazu bei, die Nutzerfreundlichkeit zu optimieren und das Vertrauen der Nutzer:innen in das Produkt zu stärken.

Fazit

Usability ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für digitale Produkte.

Durch verschiedene Aspekten der Nutzerbarkeit eines digitalen Produkts, wird die Nutzerfreundlichkeit maßgeblich beeinflusst. Die im Artikel beschriebenen Usability-Kriterien – Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung – bieten eine umfassende Grundlage, um die Nutzerfreundlichkeit eines Systems zu bewerten und zu verbessern.

Durch das Berücksichtigen der zehn Heuristiken von Jacob Nielsen lässt sich Usability außerdem präziese planen. Die Usability-Heuristiken sollten Designer:innen immer als Leitfaden dienen, um Nutzer:innen eine gute Usability zu ermöglichen.

Auch im Hinblick auf barrierefreie Nutzung kann Usability einen wertvollen Beitrag zur leisten und sicherstellen, dass auch Menschen mit Einschränkungen ein Zugang zu einem digitalen Produkt ermöglicht wird.

Insgesamt zeigt sich, dass eine fundierte Auseinandersetzung mit Usability und seinen verwandten Themen nicht nur zu glücklicheren Nutzer:innen führt, sondern auch den Erfolg eines digitalen Produkts nachhaltig fördert.

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